Die Regenzeit ist angebrochen. Ganz offensichtlich. Das geht so: Morgens zeigt sich der Himmel in scheinheiligem Blau. Keine Wolke in Sicht. Mittags sammeln sich ein paar Wolken – scheinbar ungefährlich. Nachmittags sammeln sie sich zu einer Front. Gefährlich! Und dann, gegen 17 Uhr geht´s los: Da sind Blitze und Donner in Wolken verschwunden! Aber so was von! Regen heißt mit aller Macht niederprasseln. Ausgiebigst.  Die Straßen verwandeln sich im Nu in reißende Flüsse. Der Schlamm macht Bergwege unpassierbar. Begleitet oder vielmehr dominiert wird dieses Schauspiel durch heftigste Gewitter. In Momostenango gibt es keine Blitzableiter. Und auf dem Berg natürlich sowieso nicht. Jedes Jahr werden hier im Ort Leute vom Blitz getroffen. Zur allgemeinen Beruhigung: Man stirbt dabei nicht unbedingt. Der Blitz kann einen auch im Haus treffen (so z,B bei Dolores). Z.B. wenn man die Türklinge -möglichst noch mit feuchten Fingern – anfasst. Finde ich alles nicht so richtig gut.

 

Meine erste Begegnung mit dem Regen war bereits vor 3 Wochen, als ich mit zwei Kollegen nach getaner Arbeit beim Heimweg durch den Schlamm waten musste. Bei Regen – Gott sei Dank ohne Gewitter. War also ganz harmlos. Diese Woche aber ging´s richtig zur Sache: Ich war Gott sei Dank bereits im Ort, als das Gewitter und der Platzregen los ging. Ich dachte mir: Ach was, die 5 Minuten läufst du schnell nach Hause. Die Tatsache, dass außer mir und ein paar Tuktuks keiner auf der Straße waren, hätte mich eines besseren belehren sollen. Ich musste mir den Weg durch Flüsse bahnen. Jetzt weiß ich auch, weshalb die Bürgersteige hier so hoch gebaut sind! Schließlich wurde mir die Sache doch zu mulmig und ich machte Stopp in „meinem“ Café. Das war eine supergute Idee: Hinter mir fuhr ein Blitz herab. Der muss echt nah gewesen sein, es gab einen riesigen Knall. Jedenfalls war er nah genug, dass es den Router bei meinen Gasteltern zerlegte (die wohnen ca 100m entfernt). Nach einiger Zeit wagte ich doch den Heimweg von ca 150 m. Zeitgleich kam mein Mitbewohner Jorge an. Wir feierten unser Überleben mit Tequila und Bier und es wurde doch noch ein ganz netter Abend.

 

Offenbar hatten sich die Wolken am Montag kräftig ausgeregnet – jedenfalls gab es bis Donnerstag nur kleine Platzregen (Man wird ja bescheiden). Aber am Freitag! Da ging`s wieder richtig zu r Sache. Freitag ist mein kurzer Tag, da komme ich schon gegen 16.30 Uhr nach Hause und habe Chance, dies trockenen Fußes zu tun. Aber kaum betrat ich meine Veranda, ging`s los: Volles Programm – Platzregen, Blitze im Ort mit entsprechender akustischer Untermalung, im Nur überschwemmte Straßen… Zunächst beobachteten Jorge und ich das Schauspiel von unserer Terrasse aus. Da wurde es aber auch sehr schnell sehr nass. Also setzten wir uns an Fenster in Jorges Wohnung. Ich legte vorsichtshalber meinen Schmuck ab. Keine Ahnung, ob das echt nötig war. Aber besser ist besser. Und was Blitze in unmittelbarer Nähe bin ich echt ein Schisser. Ist schon blöd, wenn man sich so gar nicht auskennt! Die Menschen hier wissen mit Auftreten der ersten Wolken genau, wie sich das Wetter bis zum Abend entwickeln wird. Und was zu tun und was zu lassen ist. Und ich gehe beim ersten Wölkchen mal auf alle Fälle von einer Sintflut aus. Vielleicht lerne ich ja noch dazu.