5.5. und 6.5. (Samstag/Sonntag): Anfahrt und 1. Tag

 

Diese Reise hatte vor allem den Hintergrund, dass ich nun seit 3 Monaten ohne Visum in Guatemala bin und somit das Land verlassen muss. Es gibt allerdings einen – legalen – Trick: Man verlässt das Land und reist nach 3 Tagen wieder ein. Dann erhält man einen frischen Stempel im Pass und darf weitere 3 Monate bleiben. Allerdings kann man diesen Trick nicht weiter wiederholen. Ich hätte auch etliche Dokumente anfordern und Anträge ausfüllen können, zum Konsulat in München fahren und in Guatemala City zunächst ein Übersetzungsbüro suchen und dann mit allen Schriften zur Immigrationsstelle gehen könnte – danke, das war mir zu umständlich. V.a. der Part mit dem Übersetzungsbüro. Das muss man erst einmal finden – irgendwo in Guatemala City. Und wer seinen Reiseführer gut studiert hat, der weiß, dass diese Stadt kein Ort ist, in dem man lange umherirren möchte. In meiner Vorbereitung in Deutschland hatte ich lange hin- und herüberlegt, wie ich`s denn nun machen sollte. Zunächst hatte ich geplant, zur am nächsten gelegenen Stadt in Mexiko zu fahren – Tapachula - und nur die nötigen 3 Tage zu bleiben. Aber dann überzeugte ich mich davon, dass, wenn ich schon reisen muss, ich doch dabei auch etwas Schönes erleben möchte! Also auf nach San Cristóbal de las Casas! Die Reise war das Tollste, was ich in den letzten 6 Wochen (seit der Reise mit Svenja) erlebt hatte! Also:

 

Am 5. Mai (Samstag)

 

ging`s los – zum Aufwachen gleich um 7 Uhr mit dem Chickenbus zur Haltestelle „Quatro Caminos“. Dort angekommen wurde ich immer wacher, weil nämlich mein gebuchter Bus nicht kam. Das war nun wirklich keine Quality Time an der Shell Tankstelle! Der Vertrag meiner Telefons war am Vortag abgelaufen und ich hatte ich nicht verlängert, da ich es überhaupt nicht gebraucht hatte. Aber jetzt hätte ich es doch brauchen können! Mein Handy funktioniert nämlich nur, wenn ich WLan schnorren kann. Ich dachte über einen Plan B nach, aber mir fiel nichts Gescheites ein. Nach 1 Stunde und einem Puls von wahrscheinlich über 100 kam tatsächlich ein Bus. Gut, dass ich selbst nach dem Fahrtziel fragte – mich schienen sie nämlich nicht zu erwarten. Wie auch immer, ich saß endlich im Bus und mein Puls senkte sich wieder auf normal. Nach ca 4 Stunden kamen wir in Mesilla – der Grenze nach Mexiko. Erst beim Ausstieg aus dem klimatisierten Bus spürten wir die Affenhitze – 35 Grad! Ich war viel zu warm angezogen- in Momos war es in der Früh ziemlich kühl gewesen.

 

Die Grenze überwindet man so:

 

1.     Ausreise aus Guatemala mit Passkontrolle

 

2.     Verabschiedung von Busfahrer 1

 

3.     Zu Fuß mit Gepäck über die Grenze

 

4.     Begrüßung des Busfahrers 2

 

5.     Fahrt zum Grenzposten in Mexiko

 

6.     Einreise nach Mexiko mit Passkontrolle – Ausfüllen eines blöden Zettels,                                                          der aber ganz wichtig ist und den man wieder zur Ausreise braucht

 

Das Ganze dauert 1 bis 1.5 Stunden. Und dann ist man in Mexiko und weiter geht die Fahrt!

 

Nach weiteren 4 Stunden oder so kamen wir in San Cristobal de las Casas an. Wir wurden am Zócalo, dem Hauptplatz im Zentrum abgeliefert. Dank meiner hoch geliebten OSM (Open Street Map) fand ich auch schnell zu meinem Hostel. Ein sehr einfaches Hotelchen. Aber supersauber, mit eigenem Bad, WIFI!!, zentral gelegen incl. Frühstück im Innenhof für umgerechnet 7 € pro Nacht. Da kann man wahrlich nicht meckern! Nachdem ich mich eingerichtet hatte, zog ich erst einmal zum Geldholen los. Weil ohne Geld kein Abendessen, nicht einmal eine Cervecita (Bierchen)! Der erste Geldautomat behauptete, meine Karte sei ungültig. Frechheit! Feine deutsche Karte mit hinreichend Geld drauf! Da ich so etwas schon befürchtet hatte, hatte ich ausreichend viele Quetzales dabei, die ich zur Not auch hätte tauschen können. War dann aber nicht nötig, da mir der nächste Automat – bei einer anderen Bank - willig Geld ausspuckte. Also – wieder nach „Hause“ Geld verstecken und dann ab ins Restaurant. Gab lecker Tortillas aber endlich mal ohne Mais. Echt lecker! Und das dunkle Moreno-Bier erst!

 

6.Mai (Sonntag)

 

Eine neue Stadt entdecken! Da bin ich ganz in meinem Element! Schon früh am Morgen hatte ich wie wild gegoogelt und mir ALLE  Sehenswürdigkeiten rausgeschrieben. Ich stellte fest, dass die Stadt hinreichen Unterhaltung für eine Woche bietet. Hier für diesen Tag nur kurz in Stichworten:

 

·       Zocalo mit Kathedrale (Die Kirchen konnten fast alle nicht besichtigt werden, da sie vom Erdbeben im vergangenene September beschädigt worden waren – also KEINE Kathedrale)

 

·       Markt Santo Domingo (Whow! Hier wird verkauft, was das Herz begehrt: Taschen, (Bernstein)-Schmuck, Tuchwaren aller Art – alles wunderhübsch bestickt und in leuchtenden Farben, Kunsthandwerk jeder Art – ein Paradies für alle, die genügend Pesos haben und noch Platz in ihrem Koffer.

 

·       Kloster mit Museum Santo Domingo – v.a. begeisterte mich die Sammlung von Kleidungsstücken der verschiedenen Maya-Stämme.

 

·       Anstieg zur Kirche San Cristóbal – viele Stufen, Kirchlein geschlossen, kurzer Gang am Hang, der mir dann aber zu einsam wurde. Nachdem ich mir die Überfallsituation detailliert vorgestellt hatte, beschloss ich denn doch umzukehren.

 

·       Gang durch den südlichen Teil der Stadt; Infos zu Ausflügen in der Touriinfo einholen

 

·       Rast in einem Café, das mich mit seiner Life-Musik, weniger aber durch seine Optik angelockt hatte. Kaum hatte ich den Kaffee bestellt, zog die Gruppe ab. Macht nichts, hatte ja mein Buch zur Unterhaltung.

 

·       Abendessen (Superleckere Tortillasuppe – ähnlich unserer Pfannekuchensuppe, nur pikanter) bei wundervoller Musik (Marimbagruppe mit Jazz oder auch volkstümlichen Klängen – megavirtuos, die Spieler hatten sichtbar Spaß und sie Zuhörer auch, von denen einige anfingen zu tanzen. Wolfgang, wo bist du???)

 

7.Mai (Montag) – Besuch bei den Zapatistas

Zunächst buchte ich einige Touren bei dem hauseigenen Reisebüro.  Die Angebote, die ich am Vortag eingeholt hatte, erschienen doch ZU verlockend, als dass ich sie einfach hätte ignorieren können! Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Oventik. Oventik ist ein Dorf, ca eine Autostunde entfernt in den Bergen, die Zentrale der Zapatista-Bewegung. Diese Bewegung nennt sich revolutionär, sozialistisch, anti-staatlich, autonom.  Es ist eine Assoziation indigener (Maya-) Stämme im Süden Mexikos die vor ca 25 Jahren ihre Unabhängigkeit vom Staat Mexico sehr blutig erkämpft hat und sie kämpfen noch immer: gegen die Unterdrückung und den Einfluss des Staates, für die Rechte ihres Volkes, für die Rechte der Frauen… Alles , wie ich finde, sehr berechtigte Anliegen, v.a. wenn man bedenkt, unter welchen Repressalien diese Menschen zu leiden hatten. Offenbar funktioniert diese Unabhängigkeit ganz gut; das Dorf ist gut ausgestattet, mit einer Grund- und einer weiterführenden Schule, einer Klinik, einem Laden… gelegentlich benötigen die Menschen die Hilfe von außen: Wenn sie schwer erkranken und eine Operation benötigen – oder Konsumgüter wie z.B. Cola.

 

Es war ein ziemliches Unterfangen, überhaupt ins Dorf eingelassen zu werden: Der Eingang ist mit einem Zaun gesichert – am Tor stehen vermummte Wachen. Auch die Frauen verdecken ihr Gesicht mit Tüchern oder Sturmhauben. Das macht schon einen wenig einladenden Eindruck! Ich wurde zunächst auf Herz und Nieren geprüft, was der Grund meines Kommens sei, mit wem ich sprechen wolle (Wie soll ich das wissen? Kenne ja keinen!), welche Fragen ich zu stellen beabsichtige (Keine Ahnung, das ergibt sich dann schon im Gespräch). Ich saugte mir schnell ein paar Gründe und Fragen aus den Fingern. Das schien die Jungs nicht allzu sehr zu beeindrucken – jedenfalls ließen sie mich ca. 1 Stunde (!!!) vor den Toren warten, kamen immer wieder zurück mit Detailfragen, verschwanden dann wieder, um ewig nicht mehr aufzurauchen… Ich wurde immer genervter – die Sonne brannte unbarmherzig auf meine arme helle Haut und ich bemerkte mit Sorge, dass zum einen Wolken aufzogen und zum anderen nur sehr selten Autos gen San Cristóbal fuhren. Schließlich spazierte ich die Straße entlang, auch Teil des Dorfes. Heimlich schoss ich ein Foto von der Grundschule, und unterhielt mich dann mit einem Dorfbewohner an der Straße. Die Unterhaltung war leider für mich nicht sehr ergiebig. Vielmehr wollte er von mir das Übliche wissen: Wie viel kostet der Flug, wie viel verdient man in Deutschland… Meine Kenntnisse stammen daher leider v.a. aus dem Internet. So weiß ich noch immer nicht, ob die Zapatisten noch immer vom Staat verfolgt werden. Kann man ja vielleicht im Internet erfahren.

 

Ich spähte bereits nach einer Fahrgelegenheit zurück nach San Cristóbal. Kam aber keine. Stattdessen kam der Wächter und winkte mich rein. Also gut. Mich nahm eine vermummte Frau in Empfang. Ich wollte sie gleich ausfragen – ging nicht. Sprach kein Spanisch. Na, toll! Zudem lief sie in Zeitlupe und ich wollte eigentlich nur schnell mal gucken und dann diesen, mir etwas unheimlichen Ort wieder verlassen. Lief aber anders. Na gut, dann watschelte ich halt neben der schweigenden Frau einher. Immerhin: Die Wandgemälde sind eine Wucht! Und ich war schon sehr beeindruckt von der Intensität ihrer Aussagekraft (s. Photos) Schließlich verabschiedete ich mich von meiner Begleiterin und zog einfach selbständig und zügig aus diesem merkwürdigen Dorf heraus. An der Straße warteten (Gott sei Dank!) zwei weitere Frauen: ein deutsches junges Mädchen und eine Mexikanerin. War ich froh, nicht mehr der einzige Eindringling in dieser für mich eigentümlichen Welt zu sein! Wir mussten  ziemlich lange warten, bis endlich ein Taxi vorbei kam. Es saßen bereits drei Leute drin, aber, kein Problem: Die zwei Passagiere teilten sich den Platz vorne und wir konnten uns hinten ausbreiten. Ich war SO froh, mich wieder in Sicherheit zu fühlen, dass ich die Mädels ohne Ende bequatschte und ausfragte. Der Besuch der beiden war ergiebiger gewesen, da sie in Forschungszwecken unterwegs waren und zuvor einen Gesprächstermin vereinbart hatten. Im Nachhinein erfuhr ich, dass dieser Ausflug nicht ganz ungefährlich gewesen war. Es wäre schon vorgekommen, dass Besucher einige Tage im Dorf festgehalten worden seien. Vielleicht ist das auch eher ein Gerücht oder die Situation war eben eine andere. Ich werde immer wieder von den Einwohnern vor den großen Gefahren gewarnt, sowohl in Guatemala als auch in Mexiko. Sicher muss ich mich gut informieren und mich bewusst und mit Vorsicht bewegen. Allerdings habe ich auch den Eindruck, dass Etliche vor lauter Angst sich alleine gar nicht mehr aus dem Haus trauen und die Gefahrenlage zu sehr dramatisieren. Jedenfalls war Oventik eine interessante, eindrucksvolle Erfahrung – ich würde den Besuch aber eher mit einer organisierten Gruppe empfehlen. (Die wird nämlich angeboten)

Wieder zu Hause hielt ich erst einmal eine Siesta und besuchte dann noch die kleine Kirche Guadalupe, die wiederum nach etlichen Treppen zu erreichen ist.

 

 

8.Mai (Dienstag)  Aqua Azul-Wasserfälle/ Misolha Wasserfall/Tempelanlage Palenque

 

Großer Ausflugstag! Um 4 Uhr morgens (!!!) fuhr der Bus los – ein netter, komfortabler, kleiner Shuttle. So mag ich das! Die Fahrt war weit  - nach ca. 3 Stunden machten wir eine Frühstücksrast mit reichhaltigem Buffet. So mag ich das! Ich unterhielt mich mit superinteressanten Leuten: einem jungen Arzt der im Rahmen der „Ärzte ohne  Grenzen“ in den ärmsten Gegenden Mexikos unterwegs ist, und eine italienische Studentin, die ein allerliebsges Mischmasch von Spanisch und Italienisch mit heftigstem Akzent sprach. Hach, Italienisch ist doch einfach die Allerschönste der Sprachen! Stellte ich mal wieder fest. Und dann kommt an gleicher Position Spanisch und Französisch. Englisch belegt auf meiner Werteskala Platz 3 und dann kommt erst Deutsch. Mehr Sprachen kann ich nicht  Latein will ich mal lieber unerwähnt lassen… Also – ich genoss das Plaudern und freute mich, hin und wieder ein italienisches Wort einfließen lassen zu dürfen.

 

Unsere erste Besichtigungsstation waren die Agua Azul Wasserfälle. Sie machen ihrem Namen alle Ehre: tatsächlich ist das Wasser  an manchen Stellen leuchtend blau. Die Wasserfälle sind ein unglaubliches Naturschauspiel – das Photo ersetzt alle weiteren Beschreibungen. Wir hatten leider nur zwei Stunden Zeit (Das ist doch immer wieder das Problem mit Reisegruppen!) und da ich natürlich ALLES sehen wollte bin ich zügig ausgeschritten, habe mir aber auch immer wieder viel Zeit gelassen zum gucken und staunen. Und ganz viel Endorphin speichern! Schlauerweise hatte ich meine Badesachen dabei und so konnte ich mich an einer der ausgewiesenen Badestellen in das erfrischende, aber nicht kalte Wasser stürzen. Das war sehr gut so; es war hochsommerlich heiß!

 

Die nächste Station war der Misolha Wasserfall. Der Anblick eines Tukans in freier Natur entschädigte mich dafür, dass ich dieses Mal leider meine Badesachen im Bus gelassen hatte und den anderen ein bisschen neidisch beim Baden in dem unglaublichen Pool am Wasserfall zuschauen musste. Außerdem entschädigte mich der Besuch in einer Grotte mit weiterem, kleinen Wasserfall mit Pool und Fledermäusen an den Wänden. Gut sichtbar im Strahl der Taschenlampen.

 

Die dritte Station war der Höhepunkt dieser Fahrt: Die Maya-Tempelanlage Palenque. Whow! Wahnsinn! (Photo ersetzt Beschreibung) Die Mitfahrer diskutierten noch, ob sie denn einen Führer in Anspruch nehmen sollten. Ich ließ sie weiter diskutieren und machte mich schon mal auf die Socken, denn wieder einmal hatten wir nur wenig Zeit (2,5 Stunden) Ich war echt hin und weg und bin es immer noch, wenn ich mir diese gigantischen Bauten vor Augen führe. Wie diese Menschen wohl gelebt haben? Jedenfalls war ihre Kultur hoch entwickelt; sie beobachteten Sterne und sagten mit großer Präzision Sonnenfinsternisse heraus. Nur um ein Beispiel zu nennen. In dieser Zeit kämpften wir noch gegen die Kelten und die Langobarden und gegen andere wilde Stämme und freuten uns, dass uns die Römer ein bisschen Kultur beibrachten. (Okay, von den Menschenopfern der Mayas sprechen wir mal wann anders….) Und die Städte waren riesengroß! Palenque ist z.B. nur zu 5% ausgegraben. Also – ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Allerdings auch nicht aus dem Schwitzen: 35 Grad und kaum Schatten. Mich beeindruckten auch die etwas entlegenen Tempel. Sie liegen im dichten Grün des Dschungels verborgen, sind teilweise oder gar nicht ausgegraben. Aber man ahnt, dass sich unter dem Hügel eine Kostbarkeit verbirgt: Es zeichnen sich die Form des Gebäudes und einzelne Treppenstufen ab. Toll! In diesem Gelände war ich ganz alleine. Ehrlich gesagt habe ich mich etwas verloren in meiner Begeisterung. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass es zwei Ausgänge gibt1 Hat mir ja keiner gesagt! (Oder ich habe es nicht verstanden, da man ja hier kein Deutsch spricht) Nachdem ich kreuz und quer durch den Dschungel gelaufen bin, hielt ich mich schließlich brav nach den Schildern Richtung „Salida“ – Ausgang – so weit reicht mein Spanisch gerade noch. Nach einiger zeit kam mir die Sache schon mulmig vor: Es ging immer weiter bergab; ich war vorher aber gar nicht bergauf gelaufen! Aber zum einen erblickte ich immer neue tolle Tempel und der Weg war wahrhaftig wunderbar mit Hängebrücke und alles. Also lief ich halt trotzdem weiter Richtung Salida. Plötzlich hörte ich ein lautes Brüllen, so jaguarmäßig. Da wurde mir doch etwas flau. Dass aber auch überhaupt keiner hier entlang ging! Aus diesem Grunde, aber auch weil mir die Zeit davonrannte, rannte ich das letzte Stück. Tatsächlich kam ich bei einem Ausgang heraus. Nur, wie nicht anders zu erwarten, war er am Fuße des Hügels, ca 2.5 km vom Haupteingang entfernt. Treffpunkt mit den anderen: in 15 Minuten! Also, bei der Affenhitze auf der Straße bergan gejoggt! Das war mal eine sportliche Betätigung! Hochroten Kopfes kam ich mit nur 3-minütiger Verspätung am Bus an. War ich froh! Den anderen konnte ich meine Eskapade leider nicht verheimlichen. Mein Anblick verriet schon, dass ich nicht gemütlich spazieren gegangen war. Aber toll war`s trotzdem!

9. Mai (Mittwoch) Canyon de Sumidero – Ort Chiapa de Corzo

 

Wieder hatte ich einen Ausflug gebucht. Wieder wurde ich schickerweise von meinem Hotelchen abgeholt. Wir fuhren zur Anliegestelle des „Canyon de Sumidero“  und von dort aus rasten wir mit einem Flitzeboot den Fluss entlang. In diesem Fall fand ich das sogar ganz vergnüglich. Zumal da es wieder superheiß war und der Wind das Gesicht schön kühlte. Den Grund, weshalb man nicht im Fluss baden kann, könnt ihr dem Foto entnehmen!  Neben selbigen Tieren sahen wir auch Affen, Pelikane, eine Reiher- und eine Geierkolonie. Und v.a. die unglaublichen Felsen, die bis zu 1000 aufsteigen. War eine tolle Unternehmung. Chiapas de Corzo hätten wir uns allerdings sparen können.  Einer der Mitfahrer meinte nur lapidar: Well, it`s just one of those magic places. Die Kirche, die wohl Hauptgrund einer Besichtigung gewesen wäre, war erdbebenbedingt geschlossen. Und ansonsten war es einfach nur heiß, heiß heiß. Und mir war schlecht, schlecht, schlecht. (Wann gewöhnt sich mein System endlich mal an das hiesige Essen?) Nur die großen Ceiba-Bäume spendeten reichlich Schatten. Die waren allerding sehr beeindruckend! (s. Foto!)

10. Mai (Donnerstag) Zinstacantan & Chamula

 

Letzter Ausflugstag! Der Busbegleiter war ein Spaßvogel und unterhielt während der  ohnehin nur kurzen Fahrt mit flotten Sprüchen. Der Stopp in Zinacantan diente nur dem Geschäft: Wir hielten an einem großen Kleider- und Stoffladen und wurden it Schnäppschen und tortillas zum Kaufen ermutigt. (Wirkte bei mir tatsächlich, muss ich gestehen. Wer kann bei SO tollen Tüchern und Tischdecken auch nein sagen?

 

Der Besuch in Chamula war dafür in keinster Weise konsumorientiert. Wir besuchten die Kirche „San Juan Bautista“ (Johannes der Täufer). Offiziell ist das eine katholische Kirche. In echt werden dort aber v.a. Mayazeremonien abgehalten. Oder, sagen wir mal Mayazeremonien unter christlichem Mantel. Im Kirchenraum gibt es keine Bänke. Die würden die vielen Aktivitäten nur behindern. Der Boden ist mit Nadeln und Blütenblättern bestreut. Es wird dem Kreuz gehuldigt, verhüllt vom Weihrauch, der reichlichst geschwenkt wird. Daneben, auf dem Boden, Altare mit Mais und vielen, vielen Kerzen. Die Gläubigen bitten um eine gute Ernte. Oder um Gesundheit. Oder um die Abwehr von Schaden… Jedes Anliegen erfordert eine bestimmte Anzahl und Größe der Kerzen. Im Kirchenraum ist es megalaut - wegen der Rufe der Betenden, der Glocken, v.a. aber der Blasmusik (die ungeniert falsch spielt). Leider konnte ich die Erläuterungen des Führers bei dem Geräuschpegel nicht verstehen. Schade, denn es wäre sicher sehr interessant gewesen.

11. Mai (Freitag)

 

Freier Tag! Was tun? Blöde Frage – es gibt SO viel zu sehen in Sa Cristobal und Umgebung! Nachdem ich die letzten Tage ziemlich viel im Auto gesessen hatte und für den folgenden Tag meine lange Heimreise bevorstand, beschloss ich, an diesem Tag nur zu Fuß unterwegs zu sein. War auch kein Problem: Der Orchideengarten, den ich besuchen wollte, war gut in 30 minütigem Fußmarsch zu erreichen.  Ich war die erste im Park und erhielt gleich eine Exklusivführung zu den Orchideen und Bromelien. Superschön! Die Außenanlage mit reichlich Kolibribesuch und auch die beiden Gewächshäuser. Ganz besonders exklusiv war dann mein bzw. unser Gang in freier Wildbahn. Ein Weg führte noch einen Hang hinauf in ein Naturschutzgebiert (oder so). Dabei wurde ich von einem Biologen begleitet. Er lockte die Vögel mit ihrem Gesang auf dem Handy an. Und sie kamen! Leider habe ich mir die Namen nicht gemerkt, aber es war ein schönes Erlebnis. Wir zwei kletterten sogar noch ziemlich tief in eine Höhle hinab. Mir war ein wenig blümerant zumute, da wir ziemlich klettern mussten und das Gelände feucht und rutschig war.

 

Den Nachmittag verbrachte ich v.a. in einem sehr hübschen Lokal bzw. dessen blumen- und kolibrireichen Innenhof. Dabei erholte ich mich ein wenig von meiner nahrungstechnisch bedingten Unpässlichkeit. Am Abend besuchte ich das Restaurant „Las Pinchanchas“. Dort wird Marimbaphonmusik samt Folkloretänzen angeboten. War ganz nett. 

12.Mai (Samstag)

 

Wie es so üblich ist, wurde ich wieder vom Shuttle am Hotel abgeholt. Allerdings mit einer einstündigen Verspätung. Die Verspätung ist nicht so schlimm, nur kann ich die Wartezeit nicht recht genießen, weil in mir die Sorge aufsteigt, ob überhaupt einer kommt. Wenn ich keinen erreiche, oder kein Internet habe, steigert das meine Nervosität. Irgendwie fehlt mir da die unendliche Leichtigkeit des Seins. Aber – sie kamen. Die Busfahrt war superbequem – ich weiß Fahrzeuge mit vermutlich sicherer Technik und einem vernünftigen Fahrer sehr zu schätzen. Und wenn es sogar Kopfstützen und einen Sicherheitsgurt gibt, bin ich glücklich! Mann, bin ich deutsch! Das merke ich immer wieder verstärkt, wenn ich im Ausland bin. Ich setzte mich vorne hin, um die Aussicht besser genießen zu können. Offenbar wollte der Fahrer Zeit schinden. Er fuhr im Schneckentempo und gönnte sich eine Stunde Frühstückspause, obwohl keiner der Mitfahrer darauf Wert legte. An der Grenze angekommen erfuhren wir auch, weshalb: Der Anschlussbus, der uns von der Grenze aus weiter fahren sollte kam erst 2 Stunden später. In der Hitze zu warten war nicht super, aber was soll`s? Bin ja auf Reisen. Und vielleicht entwickele ich doch eine kleine Leichtigkeit des Seins.

 

Beim Ausreisen aus Mexiko erfuhr meine Mexikobegeisterung leider einen erheblichen Dämpfer: Reisen bis zu einer Woche nach Mexiko sind kostenlos. Üvber 1 Woche muss man 500 Pesos berappen. Ich war genau eine Woche unterwegs und zeigte frohgemut meinen pass her. Die Grenzbeamtein rechnete mir vor, dass es von Samstag bis Samstag 8 Tage seinen, und dass ich zahlen müsse. Wenn nicht in Pesos,  (hatte keine mehr), dann in fast doppelter Höhe in Quetzales. (ca 30€) Was sollte ich tun? Sie hatte meinen pass und die Macht. Und die Gruppe wollte weiter. Und ich auch. Also zahlte ich. Ein zweiter Beamter, den ich um Rat fragte/bzw. bei dem ich mich beschwerte, zuckte nur mit den Schultern. Im Nachhinein ist man immer schlauer: ich hätte mir eine Quittung geben lassen sollen (Hätten sie sicher nicht gemacht, es bekam keiner eine Quittung) oder Einblick in die schriftlichen Bestimmungen verlangen (Hätte ich wahrscheinlich eh nicht kapiert). Also – haben wir halt der Grenzbeamtin und ihrem Kollegen ein paar Bier spendiert.

 

Bis nach San Franzisco El Alto lief die Fahrt ereignislos, dann musste ich meinen sicheren Hafen verlassen und mich alleine durchschlagen. Leider fuhr der Bus nach Momostenange nämlich woanders ab als vermutet: Ich musste mitsamt meinem vielen Gepäck (Ich hatte in San Cristóbal kräftig eingekauft) den hohen Berg des Dorfes erklimmen. Es wurde auch schon langsam (bzw. in diesen Breitengraden schnell) dunkel. Ist schon gut, wenn man so viel Spanisch beherrscht, dass man nach dem Weg fragen kann! Ziemlich durchgeschwitzt kam ich schließlich an der Haltestelle an. Freundlicherweise kam gleich ein Bus. Der fuhr zwar nach Momostenango, aber über alle Berge, langsam kriechend über Schotterpisten. So lange es etwas Licht gab, konnte ich die kleinen Bergdörflein bewundern. Die Menschen leben hier in Verhältnissen, wie wir sie seit dem Mittelalter nicht mehr kennen! Ich war echt froh, als ich zu Hause ankam!